Text Sophie Emilie Beha
Alle Fotos Hessam Samavatian
Rojin Sharafi ist Komponistin, Klangkünstlerin und Tonmeisterin. Ihre Musik ist vieles zugleich: roh und feingeschliffen, rau und verträumt, elektronisch, elektroakustisch und akustisch. Mit 17 Jahren ist Rojin Sharafi von Teheran nach Wien gezogen und lebt immer noch dort. In weniger als zwei Wochen zieht sie innerhalb der Stadt um – ihre Wohnung sieht noch nicht nach Umzug aus, oder zumindest der Bildausschnitt, der beim Zoomen zu sehen ist. An der Wand hinter ihr hängen viele kleine Bilder eng nebeneinander. Davor stehen Wiesenblumen auf einem E-Piano und daneben zwei Synthesizer.
Du hattest vorgestern Geburtstag – alles Gute nachträglich! Auf Social Media sah es nach einer tollen Party aus. Was wünschst du dir für das neue Lebensjahr?
Dankeschön! Ja, es war ein richtig toller Tag. Ich war überglücklich. Du hast gefragt, was ich mir wünsche – das wird jetzt persönlich: Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben in der letzten Zeit besser genießen kann und ich möchte, dass das so weitergeht. Mein Weg war nicht leicht. Ich mache seit eineinhalb Jahren intensiv Psychoanalyse und das hat mein Leben total verändert. Dadurch habe ich mich viel besser kennengelernt und kann jetzt viele Dinge mehr wertschätzen. Ich fühle mich geerdeter.
Hast du das Gefühl, dass sich dieses Gefühl von Geerdet-Sein und Dinge besser genießen zu können auch auf deine künstlerische Arbeit auswirkt?
Absolut. Viele meiner aktuellen Stücke sind noch nicht veröffentlicht, aber nehmen wir zum Beispiel mal mein letztes Album Kariz: Für mich und in meiner Musik war und ist zwar nach wie vor Storytelling wichtig, aber bei diesem Album ist das viel abstrakter. Da habe ich nicht so viel kontrolliert, sondern mehr einfach passieren lassen.
Dein zweites Album Zangaar ist in dieser Hinsicht ja ziemlich klar. Du verwendest darauf auch eigene Texte, die Geschichten erzählen.
Genau, das war schon mit mehr Emotionen verbunden als das erste, was ziemlich konstruiert war. Dafür ist mir bei meinem ersten Album Urns Waiting To Be Fed aber die Abmischung am meisten gelungen – gerade weil ich so viel Zeit in jede einzelne Spur gesteckt habe. In meinen Alben schichte ich gerne viele Spuren übereinander – besonders intensiv habe ich das in Urns Waiting To Be Fed gemacht. Wenn du fünf Geräte gleichzeitig spielst, kannst du nicht alle kontrollieren. Deswegen habe ich bei meinem ersten Album alle Spuren getrennt voneinander aufgenommen. Beim zweiten, Zangaar, habe ich dann gleichzeitig zwei Geräte kontrolliert und die anderen zwei einfach laufen lassen. Deswegen sind die Stücke ein bisschen ruhiger und weniger dicht, das Stück Toom zum Beispiel.
Du hast in Wien Komposition und Tonmeisterin studiert, dich dann aber bald elektroakustischer und elektronischer Musik zugewandt. Ist die elektronische Musikszene für dich freier oder offener?
Ja, sie ist viel diverser. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass klassische Musik, genauso wie zeitgenössische Musik und Jazz sehr eng mit Institutionen verknüpft ist, die viel Geld haben. In der elektronischen Musik gibt es das zwar auch, aber viel weniger. Außerdem beschränkt sich das auf den akademischen Teil und nicht auf die Clubszene. Ich habe mich im Studium immer gewundert, warum die Musik-Unis nicht so wie andere Kunst-Unis aussehen. Gerade die in Wien ist ganz besonders konservativ. Das hat mich gestört.
In deiner Musik tauchen viele verschiedene Stilistiken und Traditionen auf. Du verbindest Einflüsse aus Noise, Ambient, Folk, Metal, iranischer Volksmusik und Außermusikalischem. Wie kann man all diese zum Teil doch sehr unterschiedlichen Materialien verbinden? Geht es darum überhaupt?
Für mich sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Musikstilen immer sehr intuitiv und organisch. Es geht viel um den Klang von Materialien. Ich habe da ein bisschen die Musikgeschichte durchlaufen, mit dem, was ich spannend finde: zuerst akustische Instrumente, dann musique concrète und Objekte, dann elektroakustische und immer mehr elektronische Musik, Modular-Synthesizer und analoge Geräte. Jetzt programmiere ich eigene Instrumente. Weil ich diesen Bogen gemacht habe, fühlt es sich für mich sehr natürlich an, verschiedene Inhalte zu verbinden. Wenn ich zum Beispiel eine Santur habe, finde ich es interessant, wenn die Santur möglichst elektronisch klingt. Daneben habe ich dann elektronische Musik, die so wie ein akustisches Instrument klingt. Dann können sich die beiden veränderten Materialien treffen.
Ich glaube nicht, dass sich die veränderte Santur und die veränderte Elektronik wirklich treffen können. Sie können ja nie ganz gleich klingen. Ich finde aber diese Zwischenräume spannend, wo die beiden nebeneinander und miteinander existieren. Da kann man intuitiver und befreiter agieren.
Das stimmt. Ich finde diese Zwischenräume sehr authentisch. Manchmal bin ich froh, dass ich keinen traditionellen persischen Musikunterricht hatte. Dann muss ich mich nicht erst freimachen von den Strukturen, denn in dieser Musik gibt es viele Regeln. Das, was ich mache, ist für viele ein absolutes No-Go, insbesondere für die, die Santur spielen können. Ich finde diese sehr freie Herangehensweise interessant. Natürlich kenne ich die iranische Musik – ich habe sie viel als Kind gehört und durch meine Familie – aber ich habe mich lange nicht wirklich für sie interessiert, erst, als ich mehr Abstand von ihr genommen habe.
Wir haben vorhin schon über die verschiedenen Schichten gesprochen, aus denen sich deine Stücke zusammensetzen. Wie entstehen sie?
Das geschieht oft in langen Improvisations-Sessions. Dann, wenn ich weiß: Ich mache jetzt Musik für mich. Wenn ich Aufträge habe, Sound Design für Film oder Tanz-Projekte zum Beispiel, dann zählt das nicht wirklich als meine eigene Musik. Es ist schwer für mich, Zeit für meine eigene Musik im Studio zu finden. Die ist mir sehr heilig. Wenn ich an einem Album arbeite, dann habe ich viele Bilder im Kopf. Bei meinem dritten Album Kariz habe ich mir verschiedene Szenen vorgestellt. Das kommt aus meiner Kindheit und ich mache das sehr oft, auch in Drehbüchern zum Beispiel. In allen meinen Alben will ich etwas erzählen. Bei Kariz ist die Musik rhythmischer geworden und ich glaube, meine nächsten Stücke werden sogar noch rhythmischer.
Du verbindest technoide Klänge mit Polyrhythmen. Wie geht das zusammen?
Da bin ich noch am Tüfteln. Das passiert vor allem durch meine Band HUUUM, gemeinsam mit der Saxofonistin Astrid Wiesinger und dem Sänger Omid Darvishi. Da habe ich eine perkussive Rolle und entdecke dadurch Rhythmik neu.
Folgen aus dieser Neuentdeckung auch neue Stücke?
Was immer jetzt auch kommt, wahrscheinlich ein viertes Album, wird sehr rhythmisch. Mir macht Tanzen wahnsinnig viel Spaß und ich möchte mehr tanzbare Musik machen, sehr groovy. Ich möchte etwas kreieren, das es jetzt noch nicht gibt. Ich werde Musik für ein Projekt in einem kleinen oberösterreichischen Dorf machen, wo auf einem alten Bauernhof 120 Lautsprecher aufgebaut werden. Dafür möchte ich polyrhythmische Tanzmusik komponieren. Denn das geht nur mit vielen Lautsprechern und nicht in Stereo.
Hast du dich durch deine intensive Beschäftigung mit Rhythmik vom Melodiösen entfernt?
Ja, ich glaube schon. Aber ich habe auch das Gefühl, dass das Melodiöse wiederkommt. Ich bin jetzt weniger verurteilend. Früher war ich einfach total gegen schöne Melodien und Harmonien. Das ist jetzt anders. Ich habe zum Beispiel mit Hilfe eines Professors von mir, einen Synthesizer so programmiert, dass man mit ihm mikrotonale Sequenzen aufbauen kann. Ich finde Mikrotonalität sehr spannend, das war schon immer ein Thema. Aber mit Analog-Synthesizern kann man gar nicht mikrotonal spielen. Deswegen habe ich versucht, das zu programmieren. Ich glaube, da gibt es noch viel Potenzial, was noch nicht entdeckt wurde.
Bei tanzbarer elektronischer Musik denke ich an Raves und dunkle Techno-Clubs mit schwitzenden Menschen. Welche Rolle spielen dein Publikum und der Ort für dich?
Ich spiele am liebsten in Clubs. Das wichtigste ist natürlich, dass man mit offenen Ohren kommt und nicht glaubt, man muss unbedingt tanzen oder sitzen. Für mich ist Sitzen im Konzert sehr schwierig. Ich fühle mich nach einem Konzert in einem Konzerthaus auch nicht wohl. Beim Musikfestival Wien Modern beispielsweise hatte ich kein gutes Gefühl nach dem Konzert, weil die gespielte Musik einfach nicht zu diesem prunkvollen Saal gepasst hat. Es sollte immer alles zusammenpassen – wie bei einem Gesamtkunstwerk. Wenn ich zum Beispiel im Berghain spiele, weiß ich, dass neben der Musik auch Kostüm und Licht extrem wichtig sind. Für mich ist das wie eine Zeremonie.
Du hast bei deinen Performances immer wieder eine Stirnlampe auf. Ich hatte das Gefühl, dass dadurch das Publikum miteinbezogen wird, wenn immer mal wieder einzelne Leute angestrahlt werden.
Das ist für mich sehr interaktiv. Auch wenn man nicht unbedingt immer das Publikum sieht, spüre ich so die Energie der Leute stärker. Es geht für mich oft um diese Art von gemeinsamem Erleben.
Wie sähe das ideale Publikum für dich aus?
Das wären für mich ganz verschiedene Leute, nicht nur Musik-Enthusiasten. Alle wären verschieden alt, auch Kinder wären dabei. So bunt wie möglich. ¶
Text Sophie Emilie Beha
Alle Fotos Hessam Samavatian
Rojin Sharafi ist Komponistin, Klangkünstlerin und Tonmeisterin. Ihre Musik ist vieles zugleich: roh und feingeschliffen, rau und verträumt, elektronisch, elektroakustisch und akustisch. Mit 17 Jahren ist Rojin Sharafi von Teheran nach Wien gezogen und lebt immer noch dort. In weniger als zwei Wochen zieht sie innerhalb der Stadt um – ihre Wohnung sieht noch nicht nach Umzug aus, oder zumindest der Bildausschnitt, der beim Zoomen zu sehen ist. An der Wand hinter ihr hängen viele kleine Bilder eng nebeneinander. Davor stehen Wiesenblumen auf einem E-Piano und daneben zwei Synthesizer.
Du hattest vorgestern Geburtstag – alles Gute nachträglich! Auf Social Media sah es nach einer tollen Party aus. Was wünschst du dir für das neue Lebensjahr?
Dankeschön! Ja, es war ein richtig toller Tag. Ich war überglücklich. Du hast gefragt, was ich mir wünsche – das wird jetzt persönlich: Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben in der letzten Zeit besser genießen kann und ich möchte, dass das so weitergeht. Mein Weg war nicht leicht. Ich mache seit eineinhalb Jahren intensiv Psychoanalyse und das hat mein Leben total verändert. Dadurch habe ich mich viel besser kennengelernt und kann jetzt viele Dinge mehr wertschätzen. Ich fühle mich geerdeter.
Hast du das Gefühl, dass sich dieses Gefühl von Geerdet-Sein und Dinge besser genießen zu können auch auf deine künstlerische Arbeit auswirkt?
Absolut. Viele meiner aktuellen Stücke sind noch nicht veröffentlicht, aber nehmen wir zum Beispiel mal mein letztes Album Kariz: Für mich und in meiner Musik war und ist zwar nach wie vor Storytelling wichtig, aber bei diesem Album ist das viel abstrakter. Da habe ich nicht so viel kontrolliert, sondern mehr einfach passieren lassen.
Dein zweites Album Zangaar ist in dieser Hinsicht ja ziemlich klar. Du verwendest darauf auch eigene Texte, die Geschichten erzählen.
Genau, das war schon mit mehr Emotionen verbunden als das erste, was ziemlich konstruiert war. Dafür ist mir bei meinem ersten Album Urns Waiting To Be Fed aber die Abmischung am meisten gelungen – gerade weil ich so viel Zeit in jede einzelne Spur gesteckt habe. In meinen Alben schichte ich gerne viele Spuren übereinander – besonders intensiv habe ich das in Urns Waiting To Be Fed gemacht. Wenn du fünf Geräte gleichzeitig spielst, kannst du nicht alle kontrollieren. Deswegen habe ich bei meinem ersten Album alle Spuren getrennt voneinander aufgenommen. Beim zweiten, Zangaar, habe ich dann gleichzeitig zwei Geräte kontrolliert und die anderen zwei einfach laufen lassen. Deswegen sind die Stücke ein bisschen ruhiger und weniger dicht, das Stück Toom zum Beispiel.
Du hast in Wien Komposition und Tonmeisterin studiert, dich dann aber bald elektroakustischer und elektronischer Musik zugewandt. Ist die elektronische Musikszene für dich freier oder offener?
Ja, sie ist viel diverser. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass klassische Musik, genauso wie zeitgenössische Musik und Jazz sehr eng mit Institutionen verknüpft ist, die viel Geld haben. In der elektronischen Musik gibt es das zwar auch, aber viel weniger. Außerdem beschränkt sich das auf den akademischen Teil und nicht auf die Clubszene. Ich habe mich im Studium immer gewundert, warum die Musik-Unis nicht so wie andere Kunst-Unis aussehen. Gerade die in Wien ist ganz besonders konservativ. Das hat mich gestört.
In deiner Musik tauchen viele verschiedene Stilistiken und Traditionen auf. Du verbindest Einflüsse aus Noise, Ambient, Folk, Metal, iranischer Volksmusik und Außermusikalischem. Wie kann man all diese zum Teil doch sehr unterschiedlichen Materialien verbinden? Geht es darum überhaupt?
Für mich sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Musikstilen immer sehr intuitiv und organisch. Es geht viel um den Klang von Materialien. Ich habe da ein bisschen die Musikgeschichte durchlaufen, mit dem, was ich spannend finde: zuerst akustische Instrumente, dann musique concrète und Objekte, dann elektroakustische und immer mehr elektronische Musik, Modular-Synthesizer und analoge Geräte. Jetzt programmiere ich eigene Instrumente. Weil ich diesen Bogen gemacht habe, fühlt es sich für mich sehr natürlich an, verschiedene Inhalte zu verbinden. Wenn ich zum Beispiel eine Santur habe, finde ich es interessant, wenn die Santur möglichst elektronisch klingt. Daneben habe ich dann elektronische Musik, die so wie ein akustisches Instrument klingt. Dann können sich die beiden veränderten Materialien treffen.
Ich glaube nicht, dass sich die veränderte Santur und die veränderte Elektronik wirklich treffen können. Sie können ja nie ganz gleich klingen. Ich finde aber diese Zwischenräume spannend, wo die beiden nebeneinander und miteinander existieren. Da kann man intuitiver und befreiter agieren.
Das stimmt. Ich finde diese Zwischenräume sehr authentisch. Manchmal bin ich froh, dass ich keinen traditionellen persischen Musikunterricht hatte. Dann muss ich mich nicht erst freimachen von den Strukturen, denn in dieser Musik gibt es viele Regeln. Das, was ich mache, ist für viele ein absolutes No-Go, insbesondere für die, die Santur spielen können. Ich finde diese sehr freie Herangehensweise interessant. Natürlich kenne ich die iranische Musik – ich habe sie viel als Kind gehört und durch meine Familie – aber ich habe mich lange nicht wirklich für sie interessiert, erst, als ich mehr Abstand von ihr genommen habe.
Wir haben vorhin schon über die verschiedenen Schichten gesprochen, aus denen sich deine Stücke zusammensetzen. Wie entstehen sie?
Das geschieht oft in langen Improvisations-Sessions. Dann, wenn ich weiß: Ich mache jetzt Musik für mich. Wenn ich Aufträge habe, Sound Design für Film oder Tanz-Projekte zum Beispiel, dann zählt das nicht wirklich als meine eigene Musik. Es ist schwer für mich, Zeit für meine eigene Musik im Studio zu finden. Die ist mir sehr heilig. Wenn ich an einem Album arbeite, dann habe ich viele Bilder im Kopf. Bei meinem dritten Album Kariz habe ich mir verschiedene Szenen vorgestellt. Das kommt aus meiner Kindheit und ich mache das sehr oft, auch in Drehbüchern zum Beispiel. In allen meinen Alben will ich etwas erzählen. Bei Kariz ist die Musik rhythmischer geworden und ich glaube, meine nächsten Stücke werden sogar noch rhythmischer.
Du verbindest technoide Klänge mit Polyrhythmen. Wie geht das zusammen?
Da bin ich noch am Tüfteln. Das passiert vor allem durch meine Band HUUUM, gemeinsam mit der Saxofonistin Astrid Wiesinger und dem Sänger Omid Darvishi. Da habe ich eine perkussive Rolle und entdecke dadurch Rhythmik neu.
Folgen aus dieser Neuentdeckung auch neue Stücke?
Was immer jetzt auch kommt, wahrscheinlich ein viertes Album, wird sehr rhythmisch. Mir macht Tanzen wahnsinnig viel Spaß und ich möchte mehr tanzbare Musik machen, sehr groovy. Ich möchte etwas kreieren, das es jetzt noch nicht gibt. Ich werde Musik für ein Projekt in einem kleinen oberösterreichischen Dorf machen, wo auf einem alten Bauernhof 120 Lautsprecher aufgebaut werden. Dafür möchte ich polyrhythmische Tanzmusik komponieren. Denn das geht nur mit vielen Lautsprechern und nicht in Stereo.
Hast du dich durch deine intensive Beschäftigung mit Rhythmik vom Melodiösen entfernt?
Ja, ich glaube schon. Aber ich habe auch das Gefühl, dass das Melodiöse wiederkommt. Ich bin jetzt weniger verurteilend. Früher war ich einfach total gegen schöne Melodien und Harmonien. Das ist jetzt anders. Ich habe zum Beispiel mit Hilfe eines Professors von mir, einen Synthesizer so programmiert, dass man mit ihm mikrotonale Sequenzen aufbauen kann. Ich finde Mikrotonalität sehr spannend, das war schon immer ein Thema. Aber mit Analog-Synthesizern kann man gar nicht mikrotonal spielen. Deswegen habe ich versucht, das zu programmieren. Ich glaube, da gibt es noch viel Potenzial, was noch nicht entdeckt wurde.
Bei tanzbarer elektronischer Musik denke ich an Raves und dunkle Techno-Clubs mit schwitzenden Menschen. Welche Rolle spielen dein Publikum und der Ort für dich?
Ich spiele am liebsten in Clubs. Das wichtigste ist natürlich, dass man mit offenen Ohren kommt und nicht glaubt, man muss unbedingt tanzen oder sitzen. Für mich ist Sitzen im Konzert sehr schwierig. Ich fühle mich nach einem Konzert in einem Konzerthaus auch nicht wohl. Beim Musikfestival Wien Modern beispielsweise hatte ich kein gutes Gefühl nach dem Konzert, weil die gespielte Musik einfach nicht zu diesem prunkvollen Saal gepasst hat. Es sollte immer alles zusammenpassen – wie bei einem Gesamtkunstwerk. Wenn ich zum Beispiel im Berghain spiele, weiß ich, dass neben der Musik auch Kostüm und Licht extrem wichtig sind. Für mich ist das wie eine Zeremonie.
Du hast bei deinen Performances immer wieder eine Stirnlampe auf. Ich hatte das Gefühl, dass dadurch das Publikum miteinbezogen wird, wenn immer mal wieder einzelne Leute angestrahlt werden.
Das ist für mich sehr interaktiv. Auch wenn man nicht unbedingt immer das Publikum sieht, spüre ich so die Energie der Leute stärker. Es geht für mich oft um diese Art von gemeinsamem Erleben.
Wie sähe das ideale Publikum für dich aus?
Das wären für mich ganz verschiedene Leute, nicht nur Musik-Enthusiasten. Alle wären verschieden alt, auch Kinder wären dabei. So bunt wie möglich. ¶
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