Text Hartmut Welscher
Fotos Andrew Beeston (CC BY 2.0)
Ende der 1990er Jahre fuhr ich zum ersten Mal für einige Monate nach China, wo ich ein Praktikum in Shanghai machte. Eine Kommilitonin aus Berlin hatte mir den Kontakt einer chinesischen Bekannten gegeben. Wir freundeten uns an. Ich zog aus meiner Pension aus und zu ihr in einen einfachen Plattenbau weit weg von »Bund«, Superlativen und Glitzerfassaden. Wir spielten Badminton in der Schweiß ausdünstenden Unihalle, pulten zum Abendessen Berge von Shrimps, fuhren nachts mit dem Roller durch die Stadt, in der es überall brodelte und gärte und wummerte, und betranken uns in Bars, die in verlassenen alten Kolonialbauten den Flair der sündigen Vergangenheit der Stadt wiederzubeleben versuchten, über die der britische Schriftsteller Aldous Huxley 1926 geschrieben hatte, dass er in keiner Stadt »je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens gespürt habe«. Einmal brachte mich meine Freundin wegen einer Knieentzündung zur Akupunkturbehandlung in ein Krankenhaus. Dort lag ich in einer Art riesigem Schlafsaal, um mich herum lauter nackte Menschen, denen aus allen möglichen Körperteilen räuchernde Nadeln ragten. Als Westler behandelte mich der Chefarzt persönlich. Er und sein Team standen um mich herum, begutachteten meinen Körper, und stachen in ihn rein, während ich im Nebel der Rauchschwaden, der heißen schmerzenden Nadeln und Reizüberflutung langsam gen Ohnmacht dämmerte.
Es war ein romantisches Speed-Dating mit der chinesischen Kultur. Wie viele junge Menschen, die in politischen Strukturen und ökonomischen Verhältnissen mit weniger Komfort und mehr Mangel aufgewachsen waren, erschienen mir meine neuen chinesischen Freunde tatkräftiger, härter im Nehmen, weniger weinerlich als meine Peergroup daheim. Ich kam mir ihnen gegenüber verwöhnt, naiv und frei jeder Lebenserfahrung vor.
Ich hatte zuvor in Berlin Tibetologie studiert und empfand große Abneigung für die Tibetpolitik der chinesischen Regierung und deren Ziel, die jahrtausendealte tibetische Hochkultur systematisch zu zerstören. Gleichzeitig wusste ich, dass der Kampf gegen tibetische Autonomiebestrebungen und die Anti-Dalai-Lama-Kampagne zur chinesischen Staatsräson gehörten. Ich merkte schnell, dass im Gespräch mit meinen neuen chinesischen Freunden das Thema »Tibet« auf Unwohlsein traf. Mit einem aus dem Westen, der gerade einmal ein paar Brocken chinesisch sprach, der noch dazu aus einer der ehemaligen Kolonialmächte kam, die China über viele Jahrzehnte gedemütigt hatten, über ein Thema zu sprechen, das nicht nur ideologisch aufgeladen und historisch komplex, sondern auch politisch sensibel und bei falscher Wortwahl mit staatlichen Repressionen belegt war, erschien ihnen vermutlich schlicht sinnlos. Ich verspürte hinter höflicher Bestimmtheit auch eine allergische Reaktion gegenüber Einmischungen von außen. Ein Beharren darauf, mich nur mit Menschen zu umgeben, die meine Sicht auf die Tibetpolitik teilten, hätte mich zu einem sehr einsamen Menschen gemacht. Es hätte mich um eine prägende Lebenserfahrung gebracht. Und es wäre mich auch verborgen geblieben, dass viele junge chinesische Student*innen, wie sich nach und nach herausstellte, die Tibetpolitik der eigenen Regierung sehr differenziert betrachteten, zum Teil auch scharf kritisierten oder insgeheim sogar für die Autonomie Tibets (wie auch Xinjiangs) argumentierten.
Die neue Intendantin der Ruhrtriennale, Stefanie Carp, hat dem Festival eine Ausrichtung gegeben, die verstärkt außereuropäische Künstler einbezieht und sich mit Themen wie Apartheid, Postkolonialismus, Migration beschäftigt. Das bedeutet auch, dass man sich unter Umständen Meinungen ins Haus holt, die die Gemütlichkeit der eigenen Komfortzone und politischen Überzeugungen herausfordern, die irritieren, vielleicht auch spalten oder Protest provozieren.
Das Hezarfen Ensemble aus Istanbul wurde eingeladen, ein Programm mit dem Titel »Music of Displacement« aufzuführen, das das »Schicksal von Menschen und Völkern, die aufgrund von Krieg und Umsiedlungen vertrieben wurden« behandelt. Ein aufwändiges Projekt, in dem sechs zeitgenössische Komponisten, selbst Vertriebene, vorgestellt werden sollten. Das Konzert war für den 15. August geplant, doch es kam anders: Am 11. August wurde in einem Beitrag der Zeitung Die Welt, die sich schon im Rahmen der Debatte um die Ein-Aus-Einladung der BDS-nahestehenden Band Young Fathers auf Stefanie Carp und deren Ablösung eingeschossen hatte, das Auftreten des Hezarfen Ensembles scharf kritisiert. Im Artikel kommt auch der türkische Schriftsteller Dogan Akhanli zu Wort, der kritisiert, mit dem euphemistischen Wort »Umsiedlung« würde das Hezarfen Ensemble den auch von der Bundesregierung inzwischen als solchen anerkannten Völkermord an den Armeniern leugnen. »Eine Gruppe, die Völkermord verharmlost«, lautet die Überschrift. Aufgrund des Zeitungsartikels und der daraus entstandenen Diskussion sagte das Ensemble seinen Auftritt zwei Tage später ab. In einer auf der Website veröffentlichten Erklärung heißt es, man wolle damit vermeiden, dass die Arbeit des Ensembles weiterhin benutzt wird »um falsche Urteile und Annahmen über uns zu treffen, einfach weil wir ein Ensemble aus der Türkei sind«. Außerdem ist zu lesen: »Durch das Erscheinen von Artikeln, wie z. B. gestern in Die Welt, wird klar, dass wir nach Kriterien beurteilt werden, die nicht zu unserem Programm – Vertreibung und Flüchtlinge – passen, sondern sowohl durch politische Agenden als auch kleinliche Machtspiele. Und das inmitten einer wachsenden Rhetorik des Absoluten, von denen geschaffen, die nie in der Türkei gelebt haben, jedoch davon auszugehen scheinen, alles darüber wissen.«
»Es ist immer eine Einzelfallentscheidung, bis wann man politischen Meinungen, die andere verletzen, diskriminieren oder ausschließen, ein Podium geben will.«
Über politische Haltung und Kulturaustausch auf Festivalsin @vanmusik #outernational
Eine konkrete Stellungnahme zum Vorwurf, mit der für das Programm gebrauchten Sprachwahl den Genozid an den Armenien zu leugnen, findet sich in der Erklärung nicht. Das Hezarfen Ensemble ist kein Propaganda-Instrument der türkischen Regierung oder AKP. Dass die Verwendung des Wortes »Umsiedlung« trotzdem wie Hohn vor allem gegenüber denen wirken kann, die selbst armenischer Abstammung sind oder deren Freunde und Familien unter Verfolgung und Ermordung durch die Türkei gelitten haben, ist verständlich. Der in Berlin lebende armenische Komponist und Gitarrist Marc Sinan erklärt auf seiner Facebook-Seite, das »Hezarfen Ensemble habe sich zu Sherpas jungtürkisch-kemalistisch geprägter Geschichtsschreibung gemacht«, indem es den Genozid verharmlost und historische Tatsachen verdreht habe.
Es ist gut, dass es Diskussionen und Widerspruch gibt. Und wie gut wäre es gewesen, diese nicht in Feuilletons oder der Kontaktlosigkeit von Leserkommentaren, Tweets und Facebook-Kommentaren, sondern live, Auge in Auge, und in einem Klima zu führen, dem Merkmale einer demokratischen Diskussionskultur und echter Begegnung anhaften. Hierzu würde dann auch die Bereitschaft für einen Perspektivwechsel gehören: Zum Beispiel der, dass sich Hezarfen als in der Türkei aktives Ensemble mit einer klaren Benennung »Genozid« unter Umständen in politische Schwierigkeiten begeben hätte. (Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak wurde im Jahr 2006 freigesprochen, nachdem eine fiktive Figur ihres Romanes Der Bastard von Istanbul den Völkermord aus armenischer Sicht kritisiert hatte, Orhan Pamuk wurde 2011 verurteilt.) Dass ihre künstlerisch extrem wertvolle Arbeit für die zeitgenössische Musikszene vor Ort gerade in Zusammenarbeit mit öffentlichen Instituten vielleicht in Frage gestellt worden wäre. Hier hätte das Festival einen moderierenden Rahmen schaffen können.
Wäre es aber die richtige Entscheidung gewesen, das Hezarfen Ensemble als führendes Neue-Musik-Ensemble der Türkei gar nicht erst einzuladen? Es ist immer eine Einzelfallentscheidung, bis wann man politischen Meinungen, die andere verletzen, diskriminieren oder ausschließen, ein Podium geben will, bis wohin das Dialogangebot reicht. Es ist immer leichter, jemandem aus dem Weg zu gehen und sich dadurch seiner selbst zu vergewissern, als sich ihm in der Debatte zu stellen. Wenn man kulturellen Austausch ernst nehmen will, kann man nicht erst einen politischen Forderungskatalog einreichen, und dann nur jene Künstler einladen, die ihn allumfassend erfüllen. Man kann Kulturaustausch nicht auf ein folkloristisches Maß zurechtstutzen, das nur so lange funktioniert, wie es gut zu seinen eigenen Überzeugungen passt. Free Tibet sollte bei chinesischen Künstlern auf den Fahnen stehen, Anti-Putin bei den russischen, Anti-Erdogan bei den türkischen? Wenn Festivals nur Künstler präsentieren, die auf der Checkliste der eigenen Überzeugungen und politischen Diskursgewohnheiten alle Kästchen ticken, dann könnte man auch gleich weiter im eigenen Saft schmoren. ¶
Text Hartmut Welscher
Fotos Andrew Beeston (CC BY 2.0)
Ende der 1990er Jahre fuhr ich zum ersten Mal für einige Monate nach China, wo ich ein Praktikum in Shanghai machte. Eine Kommilitonin aus Berlin hatte mir den Kontakt einer chinesischen Bekannten gegeben. Wir freundeten uns an. Ich zog aus meiner Pension aus und zu ihr in einen einfachen Plattenbau weit weg von »Bund«, Superlativen und Glitzerfassaden. Wir spielten Badminton in der Schweiß ausdünstenden Unihalle, pulten zum Abendessen Berge von Shrimps, fuhren nachts mit dem Roller durch die Stadt, in der es überall brodelte und gärte und wummerte, und betranken uns in Bars, die in verlassenen alten Kolonialbauten den Flair der sündigen Vergangenheit der Stadt wiederzubeleben versuchten, über die der britische Schriftsteller Aldous Huxley 1926 geschrieben hatte, dass er in keiner Stadt »je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens gespürt habe«. Einmal brachte mich meine Freundin wegen einer Knieentzündung zur Akupunkturbehandlung in ein Krankenhaus. Dort lag ich in einer Art riesigem Schlafsaal, um mich herum lauter nackte Menschen, denen aus allen möglichen Körperteilen räuchernde Nadeln ragten. Als Westler behandelte mich der Chefarzt persönlich. Er und sein Team standen um mich herum, begutachteten meinen Körper, und stachen in ihn rein, während ich im Nebel der Rauchschwaden, der heißen schmerzenden Nadeln und Reizüberflutung langsam gen Ohnmacht dämmerte.
Es war ein romantisches Speed-Dating mit der chinesischen Kultur. Wie viele junge Menschen, die in politischen Strukturen und ökonomischen Verhältnissen mit weniger Komfort und mehr Mangel aufgewachsen waren, erschienen mir meine neuen chinesischen Freunde tatkräftiger, härter im Nehmen, weniger weinerlich als meine Peergroup daheim. Ich kam mir ihnen gegenüber verwöhnt, naiv und frei jeder Lebenserfahrung vor.
Ich hatte zuvor in Berlin Tibetologie studiert und empfand große Abneigung für die Tibetpolitik der chinesischen Regierung und deren Ziel, die jahrtausendealte tibetische Hochkultur systematisch zu zerstören. Gleichzeitig wusste ich, dass der Kampf gegen tibetische Autonomiebestrebungen und die Anti-Dalai-Lama-Kampagne zur chinesischen Staatsräson gehörten. Ich merkte schnell, dass im Gespräch mit meinen neuen chinesischen Freunden das Thema »Tibet« auf Unwohlsein traf. Mit einem aus dem Westen, der gerade einmal ein paar Brocken chinesisch sprach, der noch dazu aus einer der ehemaligen Kolonialmächte kam, die China über viele Jahrzehnte gedemütigt hatten, über ein Thema zu sprechen, das nicht nur ideologisch aufgeladen und historisch komplex, sondern auch politisch sensibel und bei falscher Wortwahl mit staatlichen Repressionen belegt war, erschien ihnen vermutlich schlicht sinnlos. Ich verspürte hinter höflicher Bestimmtheit auch eine allergische Reaktion gegenüber Einmischungen von außen. Ein Beharren darauf, mich nur mit Menschen zu umgeben, die meine Sicht auf die Tibetpolitik teilten, hätte mich zu einem sehr einsamen Menschen gemacht. Es hätte mich um eine prägende Lebenserfahrung gebracht. Und es wäre mich auch verborgen geblieben, dass viele junge chinesische Student*innen, wie sich nach und nach herausstellte, die Tibetpolitik der eigenen Regierung sehr differenziert betrachteten, zum Teil auch scharf kritisierten oder insgeheim sogar für die Autonomie Tibets (wie auch Xinjiangs) argumentierten.
Die neue Intendantin der Ruhrtriennale, Stefanie Carp, hat dem Festival eine Ausrichtung gegeben, die verstärkt außereuropäische Künstler einbezieht und sich mit Themen wie Apartheid, Postkolonialismus, Migration beschäftigt. Das bedeutet auch, dass man sich unter Umständen Meinungen ins Haus holt, die die Gemütlichkeit der eigenen Komfortzone und politischen Überzeugungen herausfordern, die irritieren, vielleicht auch spalten oder Protest provozieren.
Das Hezarfen Ensemble aus Istanbul wurde eingeladen, ein Programm mit dem Titel »Music of Displacement« aufzuführen, das das »Schicksal von Menschen und Völkern, die aufgrund von Krieg und Umsiedlungen vertrieben wurden« behandelt. Ein aufwändiges Projekt, in dem sechs zeitgenössische Komponisten, selbst Vertriebene, vorgestellt werden sollten. Das Konzert war für den 15. August geplant, doch es kam anders: Am 11. August wurde in einem Beitrag der Zeitung Die Welt, die sich schon im Rahmen der Debatte um die Ein-Aus-Einladung der BDS-nahestehenden Band Young Fathers auf Stefanie Carp und deren Ablösung eingeschossen hatte, das Auftreten des Hezarfen Ensembles scharf kritisiert. Im Artikel kommt auch der türkische Schriftsteller Dogan Akhanli zu Wort, der kritisiert, mit dem euphemistischen Wort »Umsiedlung« würde das Hezarfen Ensemble den auch von der Bundesregierung inzwischen als solchen anerkannten Völkermord an den Armeniern leugnen. »Eine Gruppe, die Völkermord verharmlost«, lautet die Überschrift. Aufgrund des Zeitungsartikels und der daraus entstandenen Diskussion sagte das Ensemble seinen Auftritt zwei Tage später ab. In einer auf der Website veröffentlichten Erklärung heißt es, man wolle damit vermeiden, dass die Arbeit des Ensembles weiterhin benutzt wird »um falsche Urteile und Annahmen über uns zu treffen, einfach weil wir ein Ensemble aus der Türkei sind«. Außerdem ist zu lesen: »Durch das Erscheinen von Artikeln, wie z. B. gestern in Die Welt, wird klar, dass wir nach Kriterien beurteilt werden, die nicht zu unserem Programm – Vertreibung und Flüchtlinge – passen, sondern sowohl durch politische Agenden als auch kleinliche Machtspiele. Und das inmitten einer wachsenden Rhetorik des Absoluten, von denen geschaffen, die nie in der Türkei gelebt haben, jedoch davon auszugehen scheinen, alles darüber wissen.«
Eine konkrete Stellungnahme zum Vorwurf, mit der für das Programm gebrauchten Sprachwahl den Genozid an den Armenien zu leugnen, findet sich in der Erklärung nicht. Das Hezarfen Ensemble ist kein Propaganda-Instrument der türkischen Regierung oder AKP. Dass die Verwendung des Wortes »Umsiedlung« trotzdem wie Hohn vor allem gegenüber denen wirken kann, die selbst armenischer Abstammung sind oder deren Freunde und Familien unter Verfolgung und Ermordung durch die Türkei gelitten haben, ist verständlich. Der in Berlin lebende armenische Komponist und Gitarrist Marc Sinan erklärt auf seiner Facebook-Seite, das »Hezarfen Ensemble habe sich zu Sherpas jungtürkisch-kemalistisch geprägter Geschichtsschreibung gemacht«, indem es den Genozid verharmlost und historische Tatsachen verdreht habe.
Es ist gut, dass es Diskussionen und Widerspruch gibt. Und wie gut wäre es gewesen, diese nicht in Feuilletons oder der Kontaktlosigkeit von Leserkommentaren, Tweets und Facebook-Kommentaren, sondern live, Auge in Auge, und in einem Klima zu führen, dem Merkmale einer demokratischen Diskussionskultur und echter Begegnung anhaften. Hierzu würde dann auch die Bereitschaft für einen Perspektivwechsel gehören: Zum Beispiel der, dass sich Hezarfen als in der Türkei aktives Ensemble mit einer klaren Benennung »Genozid« unter Umständen in politische Schwierigkeiten begeben hätte. (Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak wurde im Jahr 2006 freigesprochen, nachdem eine fiktive Figur ihres Romanes Der Bastard von Istanbul den Völkermord aus armenischer Sicht kritisiert hatte, Orhan Pamuk wurde 2011 verurteilt.) Dass ihre künstlerisch extrem wertvolle Arbeit für die zeitgenössische Musikszene vor Ort gerade in Zusammenarbeit mit öffentlichen Instituten vielleicht in Frage gestellt worden wäre. Hier hätte das Festival einen moderierenden Rahmen schaffen können.
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OUTERNATIONAL wird kuratiert von Elisa Erkelenz und ist ein Kooperationsprojekt von PODIUM Esslingen und VAN Magazin im Rahmen des Fellowship-Programms #bebeethoven anlässlich des Beethoven-Jubiläums 2020 – maßgeblich gefördert von der Kulturstiftung des Bundes sowie dem Land Baden-Württemberg, der Baden-Württemberg Stiftung und der L-Bank.
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